Sage vom Werwolf
Sage vom Müller und dem Bäuerlein - Schützengraben-Ecke Wolfsgasse
von Pfarrer Krause
Ein Bäuerlein aus Kievelberg zog regelmäßig mit beladener Schubkarre voller Getreide zur Dahlmühle am Rodebach. Es galt zur damaligen Zeit nämlich schon eine "Mahlpflicht", d.h. es war vorgeschrieben, in welcher Mühle gemahlen werden musste. Unterwegs machte er gern Halt an der Schänke am Bruchtor, trank einige Schnäpse von den "Mahlgroschen", die ihm seine Frau mitgegeben hatte und zog dann weiter. Den Müller bezahlte er, indem er das Mehl mit ihm teilte, sonst wären ja keine Mahlgroschen zum "Versaufen" übrig geblieben.
Langsam wurde es schon dunkel, als er auf dem Heimweg war. Jemand hatte ihn noch vor dem Werwolf gewarnt, aber er winkte nur ab und kehrte wieder ins Wirtshaus ein.
Plötzlich wurde ihm Angst und Bange, er nahm die Schubkarre und schob sie Richtung Ortskern. Dort, auf dem Weg Richtung nach Hause, sprang ihm tatsächlich irgendwas oder irgendwer auf den Rücken und schlug auf ihn ein. Er spürte Todesangst, ließ die Schubkarre stehen und flüchtete nur noch Richtung Heimat. Dort angekommen, erlebte er die nächste Überraschung:
Sein Weib beschimpfte ihn ganz fürchterlich, schlug mit dem Heidebesen auf ihn ein und zerkratzte ihm sogar noch zusätzlich sein Gesicht. Damit hatte er sicherlich nicht gerechnet. Was sollte er nun seinen Stammtisch-Freunden am nächsten Tag erzählen, wenn sie ihn nach seinem Aussehen fragen würden?
Ja, tatsächlich, sie lachten ihn nur aus wegen der Schläge seiner bösen Frau und fragten immer wieder voller Spott: "Na, wie war das noch mit dem Werwolf aus der Wolfsgasse?"
Wie heißt es doch schon immer: "Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen!"
(C) 2023 Monika Tholen, Gangelt