Der Zehnt
Der Zehnt war eine gerechte Steuerabgabe oder Steuerform,d.h. je nach Ernte-Erträgen, ob gut oder weniger gut, musste diese aufgebracht werden.
Schon aus dem Alten Testament ist diese Form der Abgabe bekannt.
Findige Grundherren wussten ihre Steuerarten ständig zu vemehren.
Gebräuchlich waren zwei Arten des Zehnt:
Unter dem „großen Zehnt“ ist die prozentuale Abgabe vom Rohertrag an Getreide und Wein an den Grundherren zu verstehen.
Der „kleine Zehnt“ erweitert die Abgabepflicht auf andere Produkte, wie Kartoffeln und Früchte.
Im Mittelalter eine auf Grund und Boden ruhende Abgabe, die in Form von Naturalien (später auch als Geldzahlung) erst an eine kirchliche Organisation , später vor allem auch an weltliche Instanzen den Grundherrn, Landesherrn oder den König zu zahlen war.
Gliederung des Mittelalter-Zehnts in
Feld- oder Fruchtzehnt (Ertrag des Ackers)
Blutzehnt oder Viehzehnt > Tier-Erzeugnisse wie Milch, Butter, Fleisch, Honig
Feldzehnt wurde aufgeteilt in großen Zehnt: Erträge > Getreide und Wein
und kleinen Zehnt: Erträge >aus Garten und Obstbäumen
Sackzehnt > in barem Geld - auch für die Kirche
Papstzehnt (im 13. Jhdt.) > von der Geistlichkeit an den Heiligen Stuhl zu entrichten.
Die Zehntscheunen dienten der Ein- und Zwischenlagerung von Naturalien > lagerfähigem Gut.
Später wurde der Zehnt (Steuerform) in eine Bringschuld von Korn und Geld umgewandelt -
(Pachtmünzen und Ernteerträge)
Auch „AKZISEN“ waren Abgaben wie Steuern - sie betrafen Bier und Jahrmärkte.
Ebenfalls werden „TOR-ZÖLLE“ (Passier-Zölle für Handelsreisende) in der Kritzraedt-Chronik erwähnt.
Die Franz.Revolution (1794) brachte die Abschaffung der Feudalherrschaft.
Auch das Zehntwesen wurde aufgehoben.
„Die Zehntscheune –Millen“
Dieses Baudenkmal ist das einzige noch erhaltene Wirtschaftsgebäude des damaligen Propsteihofes (-die Herren von Millen holten Mönche von Siegburg nach Millen - die Klosterbrüder übernahmen die Betreuung der Wallfahrer zu den Reliquien des hl.Quirinus -
diese Reliquien wurden zur Sicherheit von Neuss nach Millen gebracht > 855-1050)
In der Zeit 1105-1126 stifteten die Herren von Millen den Benediktiner-Mönchen hier eine Propstei mit reichlichem Grundbesitz. Die Herren von Millen erhielten das Patronatsrecht und wurden Vögte der Propstei und errichteten ihre private Kapelle.
Der immer größer werdende Pilgerstrom erforderte eine Vergrößerung der Kirche und der Propstei.
Das Mittelalter kannte einen regelrechten Reliquienhandel. Sie wurden mit Gold aufgewogen und brachten ihren Besitzern großes Ansehen. Der Verehrung des hl. Quirinus als Schutzheiligen gegen Pest und Pocken verdankte das anwachsende Dorf Millen seine Blütezeit - im Besitz der Herren von Heinsberg.
Zusätzliche Information
Heutige noch erhaltene Zehntscheune des Propsteihofes Millen - Baujahr 1788 > Maueranker an der Innenseite des Gebäudes vorhanden - danach in Privatbesitz 1802 - nach vollständiger Restaurierung im Besitz der Gemeinde Selfkant seit 1985 - zum 200-jährigen Bestehen der Zehntscheune 1988 war das historische Ensemble Millens > Kirche, Propstei und Zehntscheune wieder vollständig.
Monika Tholen 2023
Quellen-Nachweis
Bischofs, Klaus - Zehntscheune Millen
Heimatkalender 1988
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